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Gewaltprävention

Warum machen wir das?

Schlagen, raufen, klauen – zum Glück stoßen wir an unserer Schule darauf eher selten. Können wir aber von einer konfliktfreien, ständig friedfertigen Schule sprechen? Auf der Insel der Glückseligen?

 

Nein, bestimmt nicht! Das kann gar nicht sein. Denn: Gewalt beginnt früher – auslachen, nicht mitmachen lassen, nicht zu Wort kommen lassen, Gerüchte verbreiten – die Liste ließe sich fortsetzen. Erst recht, wenn dies, schnell mal nebenbei, nur allzu leicht fällt und sofort wirkt, „Erfolg“ hat. Erst recht, wenn so viele auf engem Raum beisammen sind. Erst recht, wenn der überwiegende Großteil gerade ausprobiert, sich in der „Welt“ zu positionieren. Was für ein Wort – nehmen wir besser etwas zwischen bewältigen, meistern – und erobern. Und ergänzen etwas zwischen zaghaft, zielsicher – und zügellos, und noch etwas zwischen Anstand, Ausdauer – und Aggression.

 

Deshalb versuchen wir, vor allem die zu stärken und zu stützen, die auf die erste Seite neigen – und die zu stoppen, zu fordern und schließlich zu gewinnen, die auf der zweiten nötigen, sich und andere. Warum? Weil Achtung und Zusammenarbeit für uns alle wesentlich sind. Weil sie zu unserem Wesen gehören, auch wenn sich das nie alle gleichzeitig eingestehen können. Weil sie mehr sind als nur zuträglich, wenn sie dann zuweilen Höflichkeit, Kooperationsfähigkeit und Empathie, also soft skills heißen und doch bloß als Steigbügel gemeint sind. So wird man die Welt – oder das, was man dafür hält – vielleicht zuweilen erobern können. Eroberungen macht man aber anders.

Was tun wir dafür?

Die Versuchung ist also groß, den eigenen Vorteil zu suchen, ohne allzu große Rücksicht auf die anderen zu nehmen, und die Konflikte, die dann leicht eskalieren, unfriedlich auszutragen. Dem entgegenzuwirken, ist die Aufgabe aller – im Freundeskreis unter Gleichaltrigen, zuhause in der Familie und in der Schule.


Der größte Beitrag kommt dabei der alltäglichen Erziehungsarbeit aller Lehrerinnen und Lehrer zu. Sei es in Klassengesprächen, die sich zwischen Krisenrunden und eingespielten Reflexionen bewegen. Sei es in den vielen kleinen Situationen des Schulalltags, in den zahllosen Begegnungen und „zufälligen“ Gesprächen, in denen es gilt vorzumachen und einzustehen. Einstehen für ein respektvolles und freundliches Miteinander, im Gewühl vor der Klassenzimmertür ebenso wie dahinter, wenn das Klassenklima gepflegt sein will – im Großen und vermeintlich nur Kleinen, immer wieder anders, aber aufmerksam und couragiert, nicht immer dankbar, aber unerlässlich und unersetzbar.
Oft helfen dabei die Schülerinnen und Schüler stark mit, wenn auch sie einstehen. Wenn ihr nämlich bewusst entscheidet, was ihr mitmacht und was nicht, wenn ihr euch zu Wort meldet und Partei ergreift, wenn ihr andere aufmerksam macht und es selber besser vormacht. Weiter so!
Daneben versuchen wir auch mit speziellen Programmen und Einzelmaßnahmen vorzubeugen. Im Einzelnen sind das ...

... für alle 5. Klassen:
  • mindestens 6 Intensivierungsstunden mit Einheiten zur sozialen Kompetenz (vor allem am Schuljahresanfang)
  • „zammgrauft“ – Ein Vormittag zu Sicherheit, Respekt und sozialer Kompetenz (zum Halbjahr)
  • „nachgefragt“ – Was gibt’s zwischenzeitlich Neues ...?
    (zwischen Ostern und Pfingsten)

... für alle 6. Klassen:
  • mindestens 6 Intensivierungsstunden mit Einheiten zur sozialen Kompetenz
    (verteilt aufs Schuljahr)
  • PIT – Eigentum und Diebstahl 
    (Vormittag im Schullandheim)
  • Sicher chatten! – Risiken und Ratschläge fürs soziale Netzwerk
    (zwischen Fasching und Pfingsten)

... für alle 7. Klassen:
  • PIT/Abseits – Aggression und Gewalt. Formen, Ursachen, Rollenspiele – „Happy Slapping“
    (zwischen Fasching und Pfingsten)

Am Donnerstag, 24. März 2011 fand am Otto-von-Taube-Gymnasium eine gemeinsame Pressekonferenz der Staatsministerien für Unterricht und Kultus und für Inneres zum Thema Gewaltprävention statt. Es ging um die Neuauflage des Programms "Prävention im Team" (PIT).

 

In vielen Programmen werden wir tatkräftig von Herrn Schubert unterstützt, dem Jugendbeamten der Gautinger Polizei. Er berät uns nicht nur, sondern führt auch zahlreiche Einheiten selbst mit durch. Dadurch erhalten wir wichtige Erweiterungen und erfahren die Polizei direkt als „Freund und Helfer“. Herzlichen Dank für das bemerkenswerte Engagement!
In diesem Bereich setzen wir also vor allem in der Unterstufe an. Denn hier wachsen die Wurzeln für unseren Umgang miteinander. Sind sie stark und gesund, helfen sie unseren Schülerinnen und Schülern, in den kommenden Jahren nicht Halt und Maß zu verlieren. Und stehen möglichst viele Bäume dicht beieinander, so können sie sich auch gegenseitig helfen.

Was wollen wir damit erreichen?

1. Zum einen versuchen wir damit allgemein für die verschiedenen Formen von Gewalt und Respektlosigkeit zu sensibilisieren. Situationen werden zur Diskussion gestellt, die von den Schülerinnen und Schülern teilweise noch nicht bewusst hinterfragt und als respektlos anerkannt werden. Auge und Gespür zusammen mit klaren Bewertungen sind aber Voraussetzungen dafür, dann auch selber als direkt Betroffener oder als Beobachter Position zu beziehen und für mehr Respekt einzustehen, obwohl man zuvor im vermeintlich Kleinen vielleicht immer lieber weggesehen hat.

 

2. Zum Zweiten zielen wir auf das eigene Verhalten der Schülerinnen und Schüler. Wir führen Übungen und Rollenspiele durch, mit denen wir typische Verhaltensweisen direkt nachvollziehen, kritische ebenso wie hilfreiche. Danach werden sie in ihrer Wirkung reflektiert. Zunächst kann dabei jeder erkennen, wie es oft allein der Art des Umgangs zu verdanken ist, dass aus Konflikten keine heftigen Auseinandersetzungen werden und sie in fairen, respektvollen Bahnen bleiben. Dabei wird spürbar, wie jeder selbst mit Verantwortung für eine angenehme, freundliche Atmosphäre hat und mit einem möglichst umsichtigen, rücksichtsvollen Verhalten viel dazu beitragen kann.

 

3. In einem dritten Bereich greifen wir Bedrohungssituationen auf, wie sie außerhalb der Schule auftreten können, etwa im Bus oder auf der Straße. Vorgegebene oder im Rollenspiel simulierte Abläufe werden analysiert und konkrete Reaktionsmöglichkeiten eingeübt, wie man als Betroffener oder Beobachter am sinnvollsten und in richtig dosierter Form reagieren kann, um sich und andere zu schützen.


4. Einen vierten Schwerpunkt bilden Gemeinschafts- und Kooperationsübungen. Die immer wieder anderen Verläufe, lebendig und oft richtig spannend, zeigen, wie es gerade Respekt, Wohlwollen und Zusammenarbeit sind, die der Gruppe und darin dem Einzelnen den Erfolg bringen, und das mit Freude und Spaß.

 

Im Ganzen wollen wir damit zu einer Atmosphäre beitragen, in der gegenseitige Achtung und ein wohlwollendes Miteinander keine Floskeln bleiben, sondern spürbar sind. Denn eine solche Atmosphäre ist noch immer der wichtigste Baustein auf dem Weg zu einem zwar nie konfliktfreien, aber möglichst friedlichen und gemeinschaftlichen Schulleben.

An wen kann ich mich wenden?

In diesem Sinne zuletzt eine wichtige Bitte an alle Schülerinnen, Schüler und Eltern. Habt ihr das Gefühl, ihr oder eine Mitschülerin, ein Mitschüler braucht Hilfe und ihr allein kommt nicht weiter, machen Sie sich Sorgen um Ihr Kind, so werden die jeweiligen Lehrerinnen und Lehrer der Klasse, die Beauftragten für Gewaltprävention Roland Fischer und Sebastian Weber oder unsere Schulpsychologin Diana Bürgermeister jederzeit ein offenes Ohr haben und vertrauensvoll zur Seite stehen. Gemeinsam finden wir leichter einen geeigneten Weg, auch im Einzelfall zu helfen.