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Israelaustausch im Kriegszustand

Israelaustausch im Kriegszustand

Israelaustausch im Kriegszustand 

 

 

Am 7. und 8. Oktober griff die Terrororganisation Hamas Grenzgebiete entlang des Gazastreifens Israels an. In Folge der Terroranschläge und dem danach ausbrechenden Krieg kamen [Stand: 01.12.2023] um die 1.200 Israelis und andere sich in Israel aufhaltende Ausländer sowie über 15.000 Menschen im Gazastreifen ums Leben. 

Von unser israelischen Partnerschule Givat Brenner Regional Highschool haben sich drei Schülerinnen bereit erklärt über ihre dadurch ausgelösten Gedanken und Gefühle zu berichten.

 

 

„Man kann es nicht wirklich verharmlosen. Die letzten zwei Wochen waren die Hölle. Wir sind alle mit den Alarmen aufgewachsen und wir wissen, dass es ein, zweimal im Jahr ein paar Tage gibt, die gefährlicher sind, aber das sind nicht ein paar Tage einer erwarteten Operation. Das ist Krieg.

Wir sind am Samstag um 6 Uhr morgens zu Raketen im Himmel und über 1500 Terroristen, die in Israel einmarschiert sind, aufgewacht. Jeder Bürger Israels kennt jemanden der entweder ermordet oder gekidnappt ist oder in der Armee kämpft. Wir haben Angst rauszugehen, weil nicht jeder Ort Sicherheits- oder Schutzräume hat und was passiert, wenn ein Terrorist auftaucht?

Ein Ereignis, das diese Woche passiert ist, dass mir Angst gemacht hat, war als ein Freund, der ein bisschen näher an der Grenze lebt, geschrieben hat, dass er Pistolenschüsse hört und dass ein Terrorist in seiner Nachbarschaft ist. Er konnte nicht raus, weil sie ihn sonst vielleicht finden würden und selbst wenn nicht, gab es keine Elektrizität, sodass die Tore der Siedlung geschlossen waren und sie niemand hätte verlassen können. Zum Glück geht es ihm gut, weil die Armee rechtzeitig kam, aber ich kann mir nicht vorstellen, was ich in dieser Situation tun würde.“ Liya, 17 (20.10.2023)

 

 

 

„Tag 42.

Jeder Tag bewegt sich in seiner eigenen Geschwindigkeit.

Schnell.

Langsam.

Gar nicht.

Ich kann nicht aufhören über die Kinder in Gaza nachzudenken. Die Teenager in meinem Alter.

Wie würde ich in ihrer Lage handeln?

Wie kannst du nach sowas mit deinem Leben weitermachen?

Wie kannst du schlafen? Wie kannst du essen? Wie kannst du atmen?

 

Ich bin auf meine erste Beerdigung gegangen. 

Sie war eine Freundin meiner Schwester.

Sie war 19.

Ich dachte, sowas würde Leuten, die ich kenne, nie passieren.

Ich dachte sowas wäre von mir entfernt.

Ein anderer Tag.

Eine andere Beerdigung.

Wie kannst du atmen?

Wie kannst du schlafen?

Schlaflose Nächte. Ständige Alarme.

Wie sollen wir weitermachen?

Israel war schon immer ein Land, das auf einem kollektiven Trauma basierte.

Wird dieses das letzte sein?“ Noga, 17 (18.11.2023)

 

 

 

„Mein Name ist Zohar. Ich bin ein 17-jähriges Mädchen aus Israel und ich war Teil des Austauschs. Ich denke, dass alle von uns eine wunderbare Zeit in Deutschland hatten aber unglücklicherweise, wegen des Krieges, werden wir unseren Austauschpartner nicht unser Land vorstellen können. Es ist so traurig und wir sind enttäuscht.

Der Krieg hat uns in vielen Arten beeinflusst. Es ist unser letztes Schuljahr. Wir sollten eine gute Zeit, Spaß haben und auf Parties gehen, aber stattdessen bleiben wir in unseren Häusern und haben Angst davor, was kommen wird. Es beeinflusst das Leben von allen, die hier leben. Leute, die auf unsere Schule gingen, sind gestorben, die Geschwister von unseren Freunden. So eine Gewalt ist nicht gerechtfertigt.

Der Krieg beeinflusst mich besonders, weil ich Großeltern habe, die nahe an der Grenze zwischen Israel und Gaza leben. Zum Glück ist meinen Großeltern nichts passiert und sie leben jetzt bei meinem Onkel. Aber Leute von ihrem Kibbuz sind verletzt und viele Leute aus dem Grenzgebiet sind entweder tot, gekidnappt oder verletzt.

Die Unterstützung von der Welt ist uns sehr wichtig, wir brauchen sie so dringend mit den ganzen fake news, die im Umlauf sind.

Der Austausch war einer der besten Erfahrungen meines Lebens und ich hoffe, dass ich eines Tages auch ich mein Land stolz und ohne Angst werde zeigen können.Zohar, 17 (18.10.2023)

 

 

Emily Markus (Q12) für das P-Seminar ‚Israel‘